Freitag, 30. September 2011

Positionen: Desmond Lachman zur Euro-Krise

Lässt sich eine Staatspleite in Europa und eine darauf folgende weltweite Wirtschaftskrise noch verhindern? Desmond Lachmann (Foto, (c) AEI) vom konservativen American Enterprise Institute zeichnet in seinem Aufsatz "A Gathering European Economic Storm" ein recht pessimistisches Bild.

Denn dass ein Staatsbankrott in Europa, das heißt zunächst in Griechenland, vor der Tür steht, erscheint ihm wahrscheinlich. Einerseits mehrten sich in Griechenland die Anzeichen einer Sanierungsmüdigkeit. Zweitens drohe nach wie vor ein Übergreifen der Krise auch auf Spanien und Italien. Und drittens nehme analog zur Sanierungsmüdigkeit in Griechenland die Rettungsmüdigkeit in Deutschland, Finnland, den Niederlanden und Österreich zu. Als ob das nicht genug wäre, drohe sich auch noch das Wirtschaftswachstum in ganz Europa abzuschwächen. 

Da zugleich die eigentlichen Ursachen der Krise, nämlich die großen Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen, nur schwer zu korrigieren seien, und die Sparmaßnahmen die Rezession weiter anfachen, wird das Vertrauen in den europäischen Bankensektor geschwächt, der stark in Staatsanleihen auch der Krisenländer investiert hat. Dies ist nach Lachmans Ansicht auch der eigentliche Zweck der bisherigen Rettungsmaßnahmen: Die Euroländer versuchen, eine Krise des Bankensektors zu verhindern, indem sie die Krisenländer stützen und so den Abschreibungsbedarf der Banken verringern. Da allerdings unklar ist, wie lange die Euro-Länder dies politisch und wirtschaftlich durchhalten werden, insbesondere, wenn auch die größeren Volkswirtschaften Spanien und Italien betroffen wären, hätten einige Banken schon heute Schwierigkeiten, sich auf dem Kapitalmarkt zu finanzieren.

Aus einer Krise des europäischen Bankensystems könne sich indes, ähnlich wie 2008 nach der Pleite der amerikanischen Bank Lehman Brothers, schnell eine weltweite Wirtschaftskrise entwickeln.

Dienstag, 20. September 2011

Wachstum als Lösung für Griechenlands Schuldenproblem?

Kann Griechenland durch Wirtschaftswachstum einen Ausweg aus der Schuldenkrise finden? Während einige Ökonomen wie Jeffrey Sachs davon ausgehen, dass ein Wirtschaftswachstum von etwa 3 Prozent pro Jahr in den nächsten zwei Dekaden den griechischen Schuldenberg deutlich unter die Schwelle von 100 Prozent der jährlichen Wirtschaftleistung drücken könnte, ernüchtert eine Analyse von Daniel Gros (Foto, (C) CEPS), Thomas Barnebeck Andersen und Mikkel Barslund vom Centre of European Policy Studies. Die Autoren gehen davon aus, dass "Griechenland vor einer enormen Aufgabe steht, um aus der Schuldenbelastung herauszuwachsen."

Die Autoren nennen mehrere Gründe für ihre Schlussfolgerung: Erstens belasten die Sparmaßnahmen der Regierung das Wachstum noch für längere Zeit. Zweitens ähnelt die demographische Entwicklung Griechenlands der anderer westlicher Staaten: Die Zahl der Kinder nahm und nimmt ab, die Zahl der älteren Menschen steigt. Das bedeutet, dass immer weniger Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wodurch das Wirtschaftswachstum zusätzlich gebremst wird. Selbst wenn das griechische Wirtschaftswachstum sich wieder so entwickele wie zwischen 1970 und 2004, entspreche dies angesichts des demographischen Wandels nur noch einem Wachstum von etwa 2 Prozent.

Noch verschärft wird die Krise, so die Autoren, weil das griechische Wirtschaftswachstum bisher vor allem aus dem Bereich des Einzel- und Großhandels sowie der Bauwirtschaft stammte. Gerade diese Bereiche litten aber nun besonders unter den Sparmaßnahmen. Handelsgüter wie Rohstoffe, landwirtschaftliche Güter oder industrielle Erzeugnisse haben in der Zeit von 2000 bis 2009 kaum zum Wachstum beigetragen (das Wachstum betrug in diesem Sektor über den gesamten Zeitraum nur 9 Prozent im Vergleich zu einem Wachstum von 40 Prozent im Dienstleistungsbereich). Außerdem ist dieser Bereich der griechischen Wirtschaft insgesamt vergleichsweise klein - er entspricht nur einem Viertel des Dienstleistungssektors.