Auf den ersten Blick dominierten die unversöhnlichen Töne zwischen den Vertretern Nord- und Südsudans bei einer Diskussionsveranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin am Mittwoch. Unter dem Motto "Sudan nach dem CPA - Chancen und Herausforderungen für Nord und Süd" hatten die Organisatoren wenige Wochen vor der geplanten Unabhängigkeit des Südens am 9. Juli fünf Persönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft Sudans eingeladen. Das ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt auch der Konflikt in Abyei, einer zwischen Nord und Süd gelegenen und umstrittenen Region eskalieren würde, konnten die Veranstalter da noch nicht wissen. Doch gerade beim Thema Abyei redeten sich die Protagonisten in Rage.
"Khartum hat das CPA verletzt", sagte Francis Nazario, der Leiter der südsudanesischen Mission in Brüssel, und setzte hinzu: "Wir verlangen, dass sich Khartum aus Abyei zurückzieht." Qutbi Elmahdi von der nordsudanesischen Regierungspartei NCP sah stattdessen den Süden in der Verantwortung für den Gewaltausbruch: "Die SPLF [die südsudanesische Armee] hat die Joint Forces und die Vereinten Nationen angegriffen. Die SPLM [die südsudanesische Regierungspartei] ist, unser Abkommen brechend, in Abyei einmarschiert. Daher hatte die sudanesische Regierung keine andere Wahl als selber in Abyei zu intervenieren. Das Ziel war, die Sicherheitssituation dorthin zu bringen, wo sie vorher [vor dem angeblichen Einmarsch des Südens] war."
Beide Seiten betonten allerdings auch ihre Bereitschaft, weiter auf Grundlage des Friedensabkommens zusammenzuarbeiten. Und Qutbi Elmahdi erklärte: "Wir haben viel zusammen erreicht; wenn es jetzt Probleme gibt, dann weil wir aus einem langen Krieg kommen und noch nicht genügend Zeit hatten, ausreichend Vertrauen aufzubauen."
Doch noch steht die Artillerie in Abyei, noch sind viele Bewohner offenbar auf der Flucht und noch ist unklar, ob Nord- und Südsudan tatsächlich den Willen haben, ihre Konflikte friedlich zu lösen.
Auf dem Foto von links nach rechts: Niemat Kuku (Direktorin des Gender Centers for Research and Training, Khartum), Francis Nazario (Leiter der Mission der Regierung des Südsudan in Brüssel), Moderator Jürgen Langen (Deutsche Afrika-Stiftung), Qutbi Elmahdi (Leiter des Organisationssekretariats der NCP), Al Sadig Al Mahdi (Vorsitzender der National Umma Party und ehemaliger Ministerpräsident), Makki Balail (Vorsitzender der Justice Party.
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