Zwei Jahre lang haben die Regisseurinnen Nadia Dalle Vedove und Lucia Stano zwei Regenbogenfamilien begleitet: Ein lesbisches Paar mit drei Kindern und ein schwules Paar, das versucht, sich den Kinderwunsch zu erfüllen. Der daraus hervorgegangene Dokumentationsfilm „Il lupo in calzoncini corti“ zeigt erstens denn Alltag der Mailänder fünfköpfigen Regenbogenfamilie, der sich so gut wie überhaupt nicht vom Alltag einer traditionellen Familie unterscheidet: Kinder lachen, Kinder schreien, Kinder toben, Kinder gehen zur Schule. Aber sind Kinder nicht gerade in der Schule besonderen Hänseleien ausgesetzt, wenn sie nicht bei Mutter und Vater aufwachsen? Der Film lässt die Kinder selbst zu Wort kommen: Die Mitschüler würden oft fragen, das könne auch nerven. Aber abgesehen davon gebe es keine besonderen Vorkommnisse. „Ich fühle mich nicht schlechter oder besser als die anderen“, sagt eines der Kinder.
Daneben zeigt der Film aber auch die Schwierigkeiten homosexueller Paare, die sich einen Kinderwunsch erfüllen wollen. Da Adoption in Italien nicht möglich ist, müssen schwule oder lesbische Paare erhebliche Hürden überwinden, um dennoch Eltern zu werden. Viele versuchen, eine Leihmutter in den USA, Kanada oder der Schweiz zu finden. Es gibt durchaus Frauen, die dazu bereit sind, doch das Vorgehen ist mit hohen Kosten und Risiken verbunden. Nicht immer werden die Frauen nach der künstlichen Befruchtung auch tatsächlich schwanger. So auch bei dem im Film gezeigten schwulen Paar aus Rom, dass drei Mal vergebens nach Amerika flog. Erst beim vierten Mal wurde die Leihmutter schließlich schwanger. Der Film schließt mit der berührenden Freude des Paares und der Leihmutter, als deren Schwangerschaftstest endlich positiv ausfällt.
Über seine Erfahrungen als Vater von drei Kindern in einer schwulen Beziehung gab bei einer Buchvorstellung Claudio Rossi Marcelli (Foto, Mitte) Auskunft. Der Journalist ist Autor von „Hallo Daddy“. Claudio Rossi Marcelli und sein Partner, mit dem er seit etwa 10 Jahren eine Beziehung führt, haben ebenfalls Leihmütter gesucht, um Väter zu werden. Das Paar hat drei Kinder, bei zweien ist Claudio Rossi Marcelli der biologische Vater, bei einem sein Partner. Doch das sei mehr von theoretischem als von praktischem Interesse: „Wir machen keinen Unterschied zwischen den Kindern. Der biologische Aspekt spielt absolut keine Rolle“. Das größte Problem sei, dass es keinerlei rechtliche Möglichkeit für den nicht-biologischen Vater gebe, Verantwortung zu übernehmen. Wenn derjenige, der rechtlich für die Kinder verantwortlich sei, beispielsweise die Beziehung beende, habe der Partner keine Handlungsmöglichkeit, um zum Beispiel das Sorgerecht für die Kinder zu bekommen. Ähnlich im Falle eines Unfalls des biologischen Vaters: Da keine Adoption möglich sei, könne es passieren, dass die Kinder in eine Pflegefamilie gegeben würden. Zwar ließen sich privatrechtliche Vereinbarungen treffen, die das Sorgerecht dem Partner übertragen, aber ob die am Ende auch angewandt würden, liege weitgehend in der Entscheidungshoheit des Richters.
Und wie reagieren Freunde und Bekannte auf die Vaterschaft? „Es hat absolut keine negativen Reaktionen gegeben“, sagt Claudio Rossi Marcelli. Trotz der konservativen rechtlichen Lage sei eben auch das Italien: „Sobald die Kinder da sind, freuen sich alle“.
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