Dienstag, 8. Oktober 2013

Carl Hiaasens "Große Tiere"

Oh mein Gott. Ein wirklich furchtbares Buch, das überhaupt keinen Spaß macht. Die Zutaten: Eine anstrengende, wirre, unklare Geschichte (die letzten Exemplare einer angeblich vom Aussterben bedrohte Tierart werden aus einem Freizeitpark geklaut, bald geht es aber um Mafia-Verbindungen, geplante Golfplätze und die Arbeitsbedingungen im Freizeitpark); super-holzschnittartige Charaktere, bei denen Gut und Böse extrem klar verteilt ist (gut: Umweltschützer und Verbündete, böse: Freizeitparkbetreiber und Verbündete. Dass beide Gruppen sich letztlich ähnlich skrupellos verhalten und über Leichen gehen? Egal, was soll's, denn der Zweck heiligt die Mittel!); pseudo-provokante Dialoge (das Wort "ficken" schockiert doch niemanden mehr, vor allem, wenn es so dermaßen platt genutzt wird wie in diesem Buch). Schade, denn die Thematik zu Umweltverschmutzung und die Betonierung unberührter Landschaften zu Tourismuszwecken im südlichen Florida hätte durchaus einen spannenden und gut geschrieben Polit-Wirtschafts-Thriller verdient.

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Montag, 7. Oktober 2013

Thomas Bauers "Wo die Puszta den Himmel berührt"

In diesem (schon 2007 erschienen) Reisebericht erzählt Thomas Bauer von seinen Fahrten durch Ungarn, die nicht zuletzt motiviert wurden durch seine ungarische Frau. Er beschreibt nicht nur Landschaft und Städte, sondern auch Kultur und Menschen, streift Geschichte und Politik. Weder hat Bauer dabei den Anspruch, ganz Ungarn vorzustellen, noch einzelne Gebiete wie in einem Reiseführer möglichst komplett zu erfassen. Stattdessen bietet er ein Mosaik unterschiedlicher Eindrücke und Anekdoten. Der Autor schreibt unkompliziert, daher leicht lesbar, und nutzt fiktive Elemente wie Traumszenen, um über historische Ereignisse zu informieren. Tiefergehende Analysen sollten die Leser aber nicht erwarten, zumal die Informationsbasis oft etwas unklar bleibt.

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Freitag, 4. Oktober 2013

Robert Musils "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß"

Das letzte Mal hatte ich Musils "Törleß" in der Schule gelesen – und wurde mit dem Buch nicht richtig warm. Nach über zehn Jahren (und kurz vor einem Kurztrip nach Wien) ist daher der richtige Moment gekommen, die Geschichte über den Internatsschüler Törleß, der Teil einer Gruppe von Schülern wird, die ihren Kameraden Basini foltert und sexuell missbraucht, noch einmal zu lesen.

Obwohl mit dem Abstand zur eigenen Pubertät manche Betrachtung, die ich damals vielleicht als anmaßend empfunden habe, verständlicher und teils gut getroffen wirkt: Das Buch insgesamt erscheint mir weiterhin merkwürdig fern, undeutlich, unklar. Vieles bleibt mehr oder weniger subtil angedeutet, zum Beispiel Törleß Homosexualität Törleß Überlegungen und die Entwicklung hin zu einer "verfeinerten" Persönlichkeit wirken theoretisch, sind in der Geschichte selbst kaum belegt. Was uns der Autor sagen will – ich weiß es nicht.

Vielleicht muss das Buch noch einmal zehn Jahre liegen, bis es sich mir erschließt. Vielleicht hilft aber auch ein Interpretations-Tipp!

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